Paul Smith x Picasso und ein Dürerhase zum Vernaschen …

Haben und Sein, Stilnews von Anne Goebel, Tanja Rest, Julia Rothhaas, Max Scharnigg und Silke Wichert, 31. März 2023, Süddeutsche Zeitung

(…) Das Wort „Passion“ fällt in Zusammenhang mit immer neuen Designobjekten gern, in diesem Fall aber trifft es gleich im doppelten Sinne zu. Zum einen gäbe es die Vase „Halle“ nicht, ohne die Leidenschaft seiner Gestalterin Marguerite Friedlaender. Geboren 1896, begann sie ihre Karriere als Keramikerin in den Werkstätten des Bauhauses, arbeitete dann an der Burg Giebichenstein in Halle, bevor sie als Jüdin Deutschland unter den Nazis verlassen musste, und erst nach Holland, dann nach Kalifornien emigrierte. Für die Verbreitung der Bauhauslehre in den USA war sie daraufhin mitverantwortlich, heute gilt Friedlaender als eine der wichtigsten Keramikerinnen des 20. Jahrhunderts, dabei spielte ihr Talent über viele Jahre keine Rolle mehr: Nachdem sie die Halle-Vase 1931 entworfen hatte, wurde sie aus den Unterlagen gestrichen und ihr Design als namenlos gekennzeichnet – bis die KPM Berlin sie viele Jahre später rehabilitierte. Nun, über 90 Jahre später, hat eine weitere Künstlerin ihre Vase weiterentwickelt und die Leidenschaft Friedlaenders neu interpretiert: Die Berlinerin Rona Kobel taucht diesen Bauhaus-Klassiker in Pastelltöne, setzt weiße Schleifen darauf und versieht sie mit dem Wort „Freedoom“ in schnörkeliger Schrift. Eine Hommage an Friedlaender ist auch darauf zu finden: Auf den Böden beziehungsweise auf dem Hals der Vase steht der Name der ursprünglichen Designerin – als durchgestrichene Signatur (von Ende April an, kpm-berlin.com).  (…)

 

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(Foto: KPM Berlin, Ragnar Schmuck)